Artikel auf news.at Streitfall: Stichwahl

Die Stichwahl zwischen Dr. Alexander Van der Bellen und Ing. Norbert Hofer hat am 22. Mai 2016 stattgefunden. Mit einem knappen Vorsprung hat Dr. Alexander Van der Bellen gewonnen. news.at hat mich als Beziehungsexpertin gefragt: „Was ist, wenn mein/e Partner/in einen anderen wählt?“

Es folgt ein Teil des abgetippten Artikels sowie Bilder im Anschluss:

Streitfall: Stichwahl

Was tun, wenn ein lieber Mensch den „Falschen“ wählt?

Der Ehemann, die beste Freundin, die Eltern – vor der Bundespräsidenten-Stichwahl stellt man fest, dass ein vertrauter Mensch gar nicht das wählt, was man von ihm erwarten würde. Grund für eine schwere Beziehungskrise ist das allerdings selten. Paartherapeutin Doris Jeloucan sagt: „Ich hatte noch keinen Fall, wo sich ein Paar wegen unterschiedlicher politischer Meinungen getrennt hat. Da sind schon wichtigere Dinge ausschlaggebend. Doch natürlich kann es zu Konflikten kommen, wenn einer besonders rechts und einer links ist.“

Den Partner oder ein Familienmitglied bekehren zu wollen bringt gar nichts, meint die Therapeutin. „Es geht nicht darum, sich durchzusetzen, sondern zu fragen: ‚Warum wählst du so?‘ – und dann zu versuchen, den anderen zu verstehen.“

Genau auf diese Überzeugungsarbeit im engeren Umfeld setzt man in diesem Wahlkampf. Die Junge ÖVP versuchte es mit „Call4Khol“, Anhänger von Alexander Van der Bellen mit „Reden wirkt!“

Auf www.reden-wirkt.at wird dazu aufgerufen, Verwandte, Schulfreunde, Kollegen, Stammtischbekannte anzusprechen. „Bewege dich aus deiner Komfortzone hinaus. Denn immer nur denselben Menschen dasselbe zu erzählen bringt uns jetzt nicht weiter“, meinen die Initiatoren und liefern gleich einen Gesprächsleitfaden mit. Oberste Empfehlung: „Bleib sachlich.“

Politikberaterin Heidi Glück hält das direkte Gespräch für einen wesentlichen Baustein einer gelungenen Kampagne. „Das ist ja auch der Sinn von Personenkomitees, dass sie ihr Umfeld ansprechen. Im ÖVP-Wahlkampf 2002 mussten alle Minister hundert handgeschriebene Briefe verschicken. Auf regionaler Ebene wissen die Funktionäre genau, wen sie ansprechen können. Alles, was eine persönliche Note hat, hat Überzeugungswert bei Wählern, die in ihrer Entscheidung unsicher sind.“

Noch überzeugender wäre nur der direkte Kontakt mit dem Kandidaten, sagt Glück. „Doch die, die man wirklich auf der Straße erreicht, verändern das Wahlergebnis im Promillebereich.“ Wirken kann das nur, wenn diese Menschen anderen von ihrer Begegnung erzählen.

© News, Renate Kromp, Christine Lugmayr; Fotos: APA/Robert Parigger



Wann wurde der Artikel veröffentlicht?

Am 22. Mai 2016 auf news.at.

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